Schon wieder ein Blog Eintrag über Cornerbacks werden jetzt manche Leser fragen? Ja klar! Und zwar weil ich der Meinung bin: -> Diese Position wird einfach viel zu viel vernachlässigt im Fantasy Football. Viele spielen nur mit Defensive Backs und da ist es dann Ziel CB zu vermeiden und immer nur die allgegenwärtig tacklelastigen Strong Safety aufzustellen.
Es gibt aber auch Ligen, welche mit vollständiger Defense spielen und in der heutigen NFL gehören da eben auch mindestens 2, eher 3 Cornerbacks rein. Meine Empfehlung wäre ganz klar mit 2 Cornerbacks, 2 Safety und 1 Defensive Back Flex Slots zu spielen, da man auf diese Art und Weise etwas Tiefe in die Liga bringt.
Allerdings werden auch in Ligen mit dedizierten Cornerback Slots diese Positionsgruppe vernachlässigt und dies hat wohl mehrere Gründe:
Cornerbacks leben von Interceptions und Big Plays. Das Tackle Volumen ist meistens eher gering und die Einbindung in Blitzpakete selten. Interceptions haben den großen Nachteil, dass diese nicht planbar sind und somit überall auf dem Feld vorkommen können, d.h. man kann sich nicht auf diese verlassen.
Weitere Option wie die stärkere Bepunktung von Pass Deflections helfen ein wenig die Positionsgruppe in sich aufzuwerten. Auch andere Maßnahmen, wie einem Cornerback 2-2,5 Punkte pro Tackle zu geben, können dazu beitragen die Position attraktiver zu machen.
Wenn man sich jetzt aber die positionsinterne Punkteverteilung der Cornerbacks ansieht, muss man zu dem Schluss kommen, dass man Cornerbacks auch sehr gut streamen kann.
Jedes Jahr gibt es eine kleine Elite, welche mehr Punkte als der gesamte Rest erzielt. Dies ist aber über statistische Ausreißer und Extremwerte zu glätten, da es auch jedes Jahr andere Cornerbacks sind, welche die Top Werte erzielen. Es sind immer wieder Elite Corner dabei, sowie CB3 oder sogar welche denen man vor der Saison kaum Beachtung schenkte.
Die Fantasy Football relevante Leistungsdichte ist dazu noch enorm eng. Nehmen wir das Jahr 2019 und schneiden die Punkte Elite ab. Da hat dann Kyle Fuller als CB7 die Saison beendet. Als Vergleich dazu hat der CB12 (2019 war dies Brian Poole) noch immer 92% der Punkte erhalten. Selbst der Cornerback #24 (2019 – Xavier Rhodes) lag noch bei 80%.
Vergleicht man dies mit den Running Backs kommt man bei RB7 nur auf 89%, bzw. schon steil abfallenden 65% bei RB24.
Als Extremwert dazu der CB64 (Avonte Maddox) mit immer noch guten 59% auf einen Kyle Fuller, liegt hier der RB64 bei kläglichen 26%.
Wenn man jetzt also sagt, dass man die Cornerbacks streamen möchte muss man sich die Positionsgruppe noch etwas genauer ansehen.
Folgende Rahmenparameter sollte man immer in Betracht zieht wenn man einen Cornerback auswählt. Sei es im Draft, in Trades oder wie eben jetzt vom Waiver Wire picken möchte:
- Ich versuche immer die Elite Cornerbacks zu vermeiden, da diese zwei entscheidende Nachteile haben. Erstens werden diese oftmals umgangen und von der gegnerischen Offense gar nicht angeworfen. Zweites spielen die Elite Cornerbacks dann meist gegen die WR1 der Teams, welche zwar ab und an mal eine Pass Deflection zulassen, aber immer noch genügend Bälle fangen, bzw. sich meistens so gut positionieren, dass keine Big Plays, sprich Interceptions, möglich sind. Hier wähle ich lieber die CB2 in den Teams.
- Es sei denn, es ist ein Team, welches auf der Secondary aufbaut und nur Top-/ Elite-Lösungen im Team hat, da ja tatsächlich auch geworfen wird und man dann gerne die Klasse eines Elite Spielers auch im FanFoo mitnimmt.
- Ein starker Pass Rush hilft auch den Cornerbacks. Wenn die gegnerischen Quarterbacks stark unter Druck stehen passieren Fehler. Fehler, welche dann in Interceptions münden können. Auf der Seite mit starken Cornerbacks spricht man von Coverage-Sacks, d.h. wenn die Secondary den Pass Rushern genügend Zeit erkauft, so dass diese die QB Jagd erfolgreich abschließen können. Dieses Phänomen gibt es aber auch vice versa. Wenn der Druck auf den QB konstant so stark ist, dass der QB nicht viel Zeit hat und in enge Fenster werfen muss, kann man als FanFoo Spieler davon profitieren. Ein sehr gutes Beispiel dafür sind zurzeit die Pittsburgh Steelers.
- Nicht unterschätzen sollte man den Faktor wie lange die Secondary schon zusammen spielt, bzw. wie lange sie schon unter demselben Defensive Coordinator spielt. Vor dieser Saison war ich ein absoluter Verfechter der Miami Cornerbacks. Zwei Elite Spieler (Byron Jones und Xavien Howard) sind aktuell mit verantwortlich für die schlechteste Passverteidigung der Liga. Gepaart mit Josh Boyer als DC war dies nicht zu erwarten und ich gehe von einem starken Bounce Back aus, sobald das Team eingespielter ist.
- Natürlich wird auch immer versucht die vermeintlichen Schwächen auszunutzen. Bei Cornerbacks heißt dies, dass Rookie Cornerbacks überproportional oft angeworfen werden. Head Coaches versuchen so über das Scheme einfachere Matchups für ihre Wide Receiver zu kreieren. Alleine diese Anzahl an Möglichkeiten den Ball zu fangen, bzw. abzuwehren gibt Rookies jedes Jahr die Möglichkeit unverhältnismäßig hoch in den Rankings aufzutauchen (Aktuell liegt Jeff Okudah auf CB12 Kurs, als höchstplatziertester Rookie)
- Eine interessante Herangehensweise kann es auch sein sich Cornerbacks zu holen, welche mehrere Rolle begleiten können. Meistens sind dies Cornerbacks, welche auch als Safety eingesetzt werden (Kareem Jackson, Desmond King oder auch Chauncey Gardner-Johnson) und somit eine viel höhere Baseline für Tackles besitzen.
- Hierbei ist es auch gut zu wissen, das Nicklebacks generell eine höhere Tackling Upside haben, da diese gegen die z.B. Underneath Routes der Slot Receiver im dichten Gedränge spielen.
- Teams, welche mit kreativen Blitzen (z.B. der Nickelback Blitz der Steelers) arbeiten, können für ein paar wenige Spieler weitere Möglichkeiten eröffnen, um an Fantasy Punkte zu kommen. Sacks werden meist gut bepunktet und Cornerbacks welche dieses Upside haben nehme ich immer sehr gerne in mein Fantasy Team auf.
- Als nächstes sollte man darauf achten ob die Cornerbacks eher Man- oder Zone-Coverage spielen. Bei einem Man-Corner sind eher Pass Deflections, meistens jedoch sehr wenig Punkte als Baseline zu erwarten. Ein Zone-Coverage spielender Cornerback kann meist mit 1-2 Tackles mehr pro Spiel rechnen. Gutes Beispiel wäre hier ein Casey Hayward Jr. von den Los Angeles Chargers in einem sehr Zone Heavy System. Hayward hat eine Forced Incompletion Rate von 25.1%, und ist aktuell CB38 mit 3 Pass Deflections und 17 Combined Tackles
- Zum Thema Spielstil der Cornerbacks hier noch ein gutes Beispiel aus Baltimore. Während Marlon Humphrey der Man-Coverage Shut Down Corner ist (Aktuell CB18) ist sein Partner – Marcus Peters (Aktuell CB47) in der Zone-Coverage zuhause. Peters ist eher der Ball Hawk der den gegnerischen Quarterback im Auge behält. Er konnte in den letztes 3 Jahren insgesamt 14 Interceptions fangen, lässt aber entsprechend viele anderen Fantasy relevanten Plays liegen.
- Abschließend hierzu noch ein kleines Avoid. Es gibt Cornerbacks die bleiben immer auf Ihrer Seite (z.B. ein Richard Sherman). Dies wissen natürlich auch die OC der Gegner, weswegen sie schematisch versuchen ihre besten WR nicht gegen Sherman zu stellen. In diesem Fall jetzt muss ein CB2 gegen einen WR1 ran, was ein klares Missmatch darstellt. Diesen CB2 sollte man nach Möglichkeit im konkreten Machup meiden.
Um die Situation noch knapp einmal zusammen zu fassen – Wir wissen jetzt worauf wir im Draft hätten achten können, sind jetzt aber schon einen Schritt weiter und suchen einen idealen Matchup Cornerback.
Also müssen wir uns jetzt am Waiver Wire bedienen und schauen von Woche zu Woche, wen wir auf den CB Slots aufstellen wollen:
- Als erstes – wie immer im Fantasy Football – schauen wir uns die Opportunities an, denn je mehr Möglichkeiten ein Spieler hat Punkte zu erzielen, wird er dies wahrscheinlich auch nutzen.
- Hier ist es immer gut darauf zu achten wie viele Snaps spielt denn die Defense (die Schwankung liegt meist zwischen 60 und 80 Snaps, was eine beachtliche Menge mehr ist).
- Dies hängt zum Einen am Offense Game Script, bzw. der Offense Qualität des eigenen Teams, d.h. wie schnell ist die Offense wieder vom Feld (sei es weil sie Punkte erzielt hat oder mit Three and Out direkt wieder runter musste) und zum Anderen natürlich auch am Game Script der gegnerischen Offense, d.h. sind diese eher Passlastig (Falcons) oder laufen diese den Ball bei jeder Gelegenheit (Vikings).
- Zum Thema gegnerische Offense sollte man auch in Betracht ziehen, gegen welchen QB man denn spielt. Hat man eher einen Gunslinger, der gerne jeden Wurf mitnimmt und sich auch nicht scheut in enge Fenster zu werfen oder spielt der Cornerback diese Woche gegen einen konservativen Game Manager, der hauptsächlich die Fehler minimieren möchte.
- Auch das eigene Defensive Game Script sollte man beachten, d.h. wie oft wird geblitzt und vielleicht auch wie oft der Cornerback mit einbezogen wird.
- Die Qualität der eigenen Pass Defense spielt auch eine entscheidende Rolle. Ist der Cornerback Teil einer Defense, welche nach DVOA im unteren Drittel rangiert, wird auch wieder überproportional oft gegen diese Defense geworfen und somit steigen auch wieder die Opportunities.
Es gibt aber auch Faktoren, bei welchen man sich eher überlegen sollte einen Cornerback nicht vom Waiver Wire zu holen:
- Hierzu zählen klassische Missmatches wie ein schmächtiger Corner, der gegen Doppel TE Offenses die Tackles machen sollen.
- Vermeiden sollte man auch unbedingt Team mit einem Shut Down Game Plan. Gutes Beispiel wäre hier ein Devin McCourty, welcher als Cornerback /Safety Hybrid diese Woche als Aufgabe hatte Darren Waller im Zaum zu halten. Mit Hilfe und dann Double Coverage haben Sie dies auch geschafft und Darren Waller blieb sehr Blass gegen NE. Real Football war dies eine grandiose Leistung, aber im FanFoo bringt dies halt einfach keine Punkte ein. Devin McCourty hatte lediglich 4,5 Punkte im Spiel – mit 2 Pass Deflections und 1 Solo-, bzw. 2 Assisted Tackles.
Da der Blog Eintrag schon wieder viel zu lange geworden ist, wünsche ich euch nun viel Spaß in Woche 4 die Waiver Wire Targets für eure Cornerbacks zu suchen und verspreche euch, dass Cornerback streamen eines der spaßigsten Dinge ist. Versucht es doch einfach mal.
So long!