Kapitel 6 – New York Jets
Home, sweet home! Mein nächster Stop ist ein ganz besonderer, denn hier fühle ich mich sehr heimisch. Im Metlife Stadium an der Ostküste der USA tragen die Jungs in Grün und Weiß ihre Heimspiele aus.
Geschichte
Als eines der Gründungsmitglieder der American Football League (AFL) wurden 1959 die Titans of New York von Harry Wismer ins Leben gerufen. Die Heimspiele wurden im Polo Grounds Stadion zunächst ausgetragen.
1963 wurde die Franchise für 1 Mio US-Dollar an ein fünfköpfiges Syndikat, angeführt von Sonny Werblin, verkauft. Hierzu erfolgte auch die Änderung zum jetzigen Namen und der Umzug ins Shea Stadium.
Erster Quarterback der Jets war Joe Namath. Unter ihm fand das sogenannte “Heidi Game” statt, bei welchem der Sender NBC 1968 vorzeitig die Übertragung des Spiels Jets vs. Raiders abbrach um den Kinderfilm “Heidi kehrt heim” auszustrahlen. Hierdurch verpassten die TV-Zuschauer die zwei Last Minute Touchdowns der Raiders (32-43). Seitdem werden alle Footballübertragungen in voller Länge ausgestrahlt.
Noch im selben Jahr führte Namath die Jets ins AFL Championship Game (Super Bowl III) gegen die Baltimore Colts. Vor versammelter Presse meinte er damals, dass man dieses Spiel als Underdog “garantiert” gewinnen werde, was den Jets auch gelang (16-7). Namaths “Garantie” gilt als einer der bekanntesten Zitate seither.
1970 kam der Zusammenschluss der AFL und der NFL und man wurde Teil der National Football League. Namath baute verletzungsbedingt ab und die Jets entwickelten sich zu einem Mittelmäßigem Team. Erst in den 80er schaffte man es, eine starke Defensive-Line mit Mark Gastineau, Joe Klecko, Marty Lyons und Abdul Salaam aufbauen. Aufgrund der vielen QB-Sacks entstand der Spitzname “New York Sack Exchange” angelehnt an die berühmte “New York Stock Exchange”. Zudem folgte der Umzug ins Giants Stadium 1984.
Die kommenden 90er-Jahre waren von Fehlentscheidungen auf allen Positionen geprägt. Es wurde an falschen Trainern festgehalten und mittelmäßige Spieler gedraftet. Die Besitzer wechselten auch zwei weitere Male. Nachdem Leon Hess das Team 1973 als Mehrheitsbesitzer übernahm und 1999 verstarb, übernahm Woody Johnson das Team für den stolzen Preis von 635 Mio. US-Dollar.
Erst unter Head Coach Rex Ryan lebte man ein weiteres Mal auf. Spieler wie Darrelle Revis und Antonio Cromartie, Muhammad Wilkerson und D’Brickashaw Ferguson in der Defense und Nick Mangold, LaDainian Tomlinson und Mark Sanchez in der Offense sorgen für den Aufschwung. Nichtsdestotrotz konnte man den Superbowl nicht mehr erreichen und war das letzte mal 2010 in den Playoffs vertreten. Im kommenden Jahr spielte man zum ersten Mal im neu erbauten Metlife Stadium.
2017 kam Christopher Johnson als Co-Owner dazu, nachdem Woody Johnson vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump zum US-Botschafter in Großbritannien ernannt wurde.
Hall of Fame
- Art Monk (1994)
- Bill Parcells (1997-99)
- Brett Favre (2008)
- Curtis Martin (1998-2005)
- Don Maynard (1960-1972)
- Ed Reed (2013)
- Jason Taylor (2010)
- Joe Namath (1965-1976)
- John Riggins (1971-1975)
- Kevin Mawae (1998-2005)
- LaDainian Tomlinson (2010-2011)
- Ronnie Lott (1993-1994)
- Ron Wolf (1990-1991)
- Steve Atwater (1999)
- Ty Law (2005, 2008)
- Weeb Ewbank (1963-1973)
- Winston Hill (1963-1976)
Kultur
Dieses Mal hatte ich mit Basti und Thomas zwei Jungs von der Gang Green Germany zu Gast.
Basti kam 1999 zur NFL. Zunächst verfolgte er einfach nur die Spiele und war kein Fan eines Teams. Nur ein Spieler konnte ihn beeindrucken: Brett Favre. Jedoch kamen die Green Bay Packers für ihn nie in Frage. Da kam der Wechsel von Favre nach New York zu den Jets genau richtig. Als Lübecker-Jung passen die Farben Grün-Weiß sehr gut dazu und wenn dann noch New York als Urlaubsziel feststeht, gibt es kein zurück mehr. Edelfan Fireman Ed vollendete die Teamwahl.
Bevor Thomas mit der NFL in Kontakt kam, machte er als Sportverrückter die Reise in den Big Apple. Neben der NBA und der MLB stand auch ein American Football Spiel auf dem Plan. Die Giants waren auswärts gefordert, als wurde es ein Heimspiel der Jets. Mit dem Bus ging es in Richtung Stadion. Dort wurden er und seine Freundin von den Fans beim Tailgating herzlichst empfangen, welche auf die beiden zukamen und ihr Interesse an den zwei Reisenden zeigten. Letztendlich hat das komplette Paket ihn überzeugt und seitdem sind die Jets zu einer Lebensweise geworden. Die ganze Familie ist angesteckt, zu seiner Sammlung gehören u.a. mehrere unterschriebene Jerseys.
Jetzt ist es an der Zeit, euch zu erzählen wie ich zu meinem Lieblingsteam, den New York Jets gefunden habe. Das erste Mal kam ich 2010 mit American Football in Kontakt: Die Highlights des Spiels Jets vs Patriots (28-21) in der Divisional Round der Playoffs. In den kommenden Jahren, in denen ich immer mehr in die Welt der NFL eintauchte blieb ich den Jets treu. Spieler wie Darrell Revis, Antonio Cromartie oder LaDainian Tomlinson hielten mich fest und ließen mich Fan dieser Franchise werden.
Thomas organisiert im Rahmen der Gang Green Germany USA Reisen für den Fanclub. Er selbst war schon bei 10 Spielen der Jets in den USA. Bei Basti sind es drei Spiele. Gut in Erinnerung blieb den beiden die Reise zum Season Opener 2018 nach Detroit. Dort traf man sich mit den amerikanischen Jets Fans in der Red Wings Kneipe. Organisiert wurde es von der Gotham City Crew. Empfangen wurde man von Fireman Ed und von dort an ging es gemeinsam ins Stadion. Selbst die Fans aus Detroit gratulierten zum Sieg nach dem Spiel.
Dass das aber auch anders sein kann erlebte Thomas während seiner Hochzeitsreise in den USA als man sich ein Spiel der Jets in Buffalo anschaute. Als man das Hotel gekleidet in grün und weiß verlassen wollte, riet der Portier den beiden doch lieber das Taxi zu nehmen anstatt den Bus. Football ist zwar Family aber es gibt auch genug Rivalitäten, bei denen das nicht so ist.
Zu den Ritualen der Jets gehört ganz klassisch zum Home Opener das Fly Over von 4 Kampfjets. Die Schlüsselspieler der Offense und Defense werden einzeln aufgerufen und betreten auch einzeln das Feld. Zudem gibt es unseren legendären Schlachtruf “J-E-T-S, JETS! JETS! JETS!” der vor dem Kickoff oder nach einem Touchdown gerufen wird.
Teamname
Als das Team aus New York ins leben gerufen wurde hörten Sie noch auf den Namen Titans of New York. Die Vereinsfarben waren Navy-Blau und Gold, ähnliche bei die UCLA.
Als 1963 der Besitzer wechselte wurde der Name zu “Jets” geändert, die neuen Farben waren Grün und Weiß, was bis heute noch getragen wird.
Fangruppe
Zunächst muss man bei der Gang Green Germany zwischen zwei Abteilungen unterscheiden: der Redaktion und dem Fanclub. 2014 entstand die Facebook Gruppe unter dem Namen mit 250 – 300 Mitgliedern. Dort wurden die ersten Fantreffen organisiert. U.a. traf man sich 2015 zum London Game der Jets gegen die Dolphins (27-14). Man blieb in Kontakt und traf sich 2017 in Frankfurt und kam zu dem Entschluss, das ganze doch größer zu machen. Das Logo wurde entworfen und man war sich recht schnell einig: man wolle einen Verein gründen.
Parallel dazu entstand eine Facebook Seite unter dem selben Namen jedoch ohne Bezug zum Verein. Dies bekam man mit und nach einigen Diskussionen entschloss man sich, sich zusammen zu schließen.
Beitreten: Beim Beitritt zum Verein setzt man auf Qualität statt Quantität. Aufgrund alter Probleme möchte man im Vorfeld schauen, wen man sich ins Boot dazu holt. Aktuell gehören 77 Mitglieder der GGG an. Trotzdem sind die Jungs froh über jede Anfrage, entweder via Social Media oder über die Homepage: ganggreengermany.com
Man pflegt auch Kontakte ins Ausland. Mit der Gotham City Crew hat man einen namhaften Kollegen in den USA. Dementsprechend ist man auch ein gern gesehener Gast beim Tailgating vor den Heimspielen bei welchen es vom Morgen an Essen, einen DJ, einen Zigarrendreher, einheitliche T-Shirts gibt usw. Dank Claudio, dem Kontakt der Gotham City Crew, ist man auch in New York nicht nur bei den Fans bekannt, sondern auch bei den Spielern und im Locker Room ist man schon Gesprächsthema gewesen.
Aber auch als Community hält man zusammen. So konnte man für zwei an Krebs erkrankte Fans aus den USA auch hier einen 4-stelligen Betrag sammeln und die Beteiligten unterstützen. Football is family!.
Einmal im Jahr richtet Thomas bei sich ein Fanfest aus, zu welchem die Gang Green Germany Mitglieder herzlichst eingeladen sind. Zudem organisiert man immer wieder Fanreisen zu Spielen in den USA. Das letzte Mal traten 25 Fans die Reise über den großen Teich an, ein Drittel aller Mitglieder.
Ihr findet die Gang Green Germany auf Facebook, Twitter, Instagram oder über deren Website.
Teamwert
„Die Struktur in der Franchise ist nun vorhanden.„
Natürlich habe ich mit den beiden auch über die aktuelle Form unseres Teams und die Stärken des Kaders geredet.
Mit Robert Saleh konnte man sich den absoluten Wunschkandidaten sichern. Ein Head Coach welcher selbst mehr als heiß war auf den Job und dem Team seine Kultur einpflegen möchte. “All Gas, no break” ist ein Mantra, welches er und die Franchise nun von Tag 1 verfolgen werden.
Die Franchise hört nun mal wieder auf die Fanbase und verpflichtet einen HC, welcher Wert auf Kultur und das Team legt und nicht wie Adam Gase nur geholt wird, um einen einzelnen Spieler zu verbessern. Joe Douglas konnte dieses Mal mitsprechen und dementsprechend entsteht nun eine gewisse Struktur in der Franchise.
Nachdem man die letzten Jahre keine guten Entscheidungen getroffen hat, geht es nun bergauf. Douglas als General Manager, Saleh als Head Coach und Mike LaFleur als neuer Offensive Coordinator sind ein guter Anfang.
Die Quarterback Position wirft wohl die größte Frage der kommenden Offseason auf. Bleibt man bei Sam Darnold, holt man im Draft einen Rookie (Trevor Lawrence wird sehr wahrscheinlich schon weg sein) oder holt man einen anderen Kandidaten wie zum Beispiel Deshaun Watson via Trade ins Boot. Hier sind wirklich alle Möglichkeiten offen.
Der Wide Receiver Core ist solide aufgebaut. Mit Jamison Crowder hat man einen sehr guten Mann, Denzel Mims war in seiner ersten Saison noch von Verletzungen geprägt, hat aber viel Potenzial. Auch hier stehen namhafte Spieler im Raum wie ein Allen Robinson, welcher großes Interesse hätte, wenn Watson auf der QB-Position übernimmt.
Die Running Backs sind genau die richtigen für das LaFleur-System. Lamical Perine und Ty Johnson haben ihre Stärken gezeigt und könnten durch einen Vetran noch gut unterstützt werden.
Das man mit Chris Herndon und Ryan Griffin ein gutes Tight End Tandem besitzt, welches Fangen und Blocken kann, steht außer Frage. Griffin hat die Erfahrung und Herndon viel Potenzial wenn er fit bleibt.
Die O-Line wurde in der letzten Saison bereits verbessert. Mit Mekhi Becton wurde ein Biest auf der Tackle Position gedraftet. Connor McGovern bringt Erfahrung mit, der Rest muss jedoch noch eine Schippe drauflegen. Immerhin haben sie Geschwindigkeit, eine Sache die für LaFleurs Spielweise spricht.
Auch der Defense Coordinator der Jets ist neu. Mit Jeff Ulbrich kommt ein Erfahrener mann von den Colts welcher sehr wahrscheinlich ein 4-3 Scheme spielen lassen wird.
In der Defensive Line hat Quinnen Williams sein Breakout Year hinter sich, nachdem der Rookie von 2019 schon bei vielen abgeschrieben war. Auch John Franklin-Myers hat eine sehr gute Saison hinter sich und zeigt viel Potenzial. Nathan Shepard vollendet das Trio, jedoch wäre man gut damit bedient, sich noch einen Edge Rusher für die kommende Saison zu holen.
Linebacker haben die Jets wie Sand am Meer. C.J Mosley kommt von der Corona-Pause zurück. Tarell Basham, Patrick Onwuasor, Neville Hewitt, Frankie Luvu, Bryce Hager, Jordan Jenkins und zu guter Letzt Blake Cashman sind alles solide Spieler mit denen man arbeiten kann.
Mit den Cornerbacks hat man die Schwachstelle dieser Defense gefunden. Bryce Hall kann ein Starter werden, muss aber dran bleiben. Brian Poole hat auch Qualität, die aber verbessert werden könnte. Eventuell kann es ein Veteran wie Richard Sherman richten, welcher ja auch ein großer Fan Salehs ist.
Mit Jamal Adams hat man einen Teil dieses Duos verloren. Marcus Maye gehört, wenn er so weiter spielt, bald zu den Top Safetys der Liga. Ashtyn Davis, welcher gelernter Cornerback ist hat einen sehr guten Job in seinem Rookie-Jahr gemacht und Bradley McDougald bringt auch hier wieder die nötige Erfahrung mit.
Die letzten Jahre hat man in den späten Runden im Draft gute Spieler geholt, was zeigt, dass das Scouting und Joe Douglas einen guten Job machen. Kann man dies Fortsetzen, dann kann man in den kommenden Jahren wieder mit den Jets rechnen. Das passende Coaching Staff hierfür hat man. Die Struktur in der Franchise ist nun vorhanden. Jetzt heißt es die letzten paar Baustellen zu beseitigen und dann steht einer rosigen Zukunft nichts im Wege.
In der AFC East ist die Patriots Dynasty am Ende angekommen. Diese werden sich nach den vielen erfolgreichen Jahren jetzt mit der hintersten Position zufrieden geben müssen. Dafür sind die drei anderen Franchises in der Division im Rebuild viel weiter. Die Dolphins habe mit vielen Erstrunden-Picks auch viel Potenzial welche man in das Team dazu holen kann. Jedoch muss die Franchise sich auch noch finden. Die Jets werden höchstwahrscheinlich mit den Dolphins Anwärter auf die Positionen zwei und drei sein und jährlich um die Playoffs kämpfen. Die Nummer eins der AFC East sind die Buffalo Bills, welche schon dieses Jahr ihre enorme Stärke bewiesen haben.
Zukunftsaussicht
Der kommende Draft bzw. die Offseason ist sehr ausschlaggebend für die Jets, wie schnell es wieder bergauf gehen wird. Die Quarterback-Frage wird hierbei die größte Rolle spielen. Mit Watson wäre man direkt Konkurrenzfähig, mit einem Rookie vielleicht erst in zwei bis drei Jahren und ob der Umbruch mit Darnold noch zu schaffen ist, kann man sich kaum vorstellen. Nichtsdestotrotz zeigt der Pfeil nach oben. Auf die Zukunft kann man sich freuen im Big Apple.
Fazit
Hiermit möchte ich nochmal herzlichst bei meinen beiden Gästen Basti und Thomas bedanken. Es war ein sehr lustiger Abend und hat allen die Vorfreude auf die kommende Saison angesehen.
Das nächste Ziel auf meiner Reise steht noch nicht fest. Zu schön ist es einfach in New York, man fühlt sich eben wie zu Hause.
Bis bald bei Mics in Motion!